Meine schreckliche Tageszeitung
24. Dezember 2009
Gestern verletzte ich mich ziemlich unangenehm – es dauerte zwei Tage, bis die Wunde abgeheilt war – an einem grässlichen Bild im Inneren der Zeitung.
Heimtückisch – wie man nichts ahnend die Seiten umblättert – und dann ein Riesenbild ins Auge geschmettert bekommt: zwei Leute im Bordell, beide nackt, ziemlich hässlich – und sie zeigen dem abgeneigten Zeitungsleser auch noch die verbindliche Vorderseite.
Die übliche faule Ausrede lautet dann: Du brauchst ja nicht hinzusehen. Schön blöd. Noch haben unsere Sinne keinen elektronischen Spamfilter für sowas Ekliges.
Von der Bildzeitung heißt es, man darf sie nicht schräg halten, weil sonst das Blut unten herausläuft. Von der NOZ ist seit einiger Zeit zu sagen, dass man sie mit dunkler Brille lesen muss, um keinen Ekel vor den pornografischen Bildern zu bekommen.
Unter der Riege der Nachwuchsredakteure finden sich nun auch Leute, die die Freiheit der Kunst und der Meinungsäußerung mit geschmackloser Schamlosigkeit verwechseln.
So hat es auch die Schreiberin eines Leserbriefes gesehen, den sie erstaunlicherweise abgedruckt haben, die von der „Narrenfreiheit der Kunst“ schrieb.
In dieser Hinsicht der natürlichen Schamhaftigkeit könnte man sich gern an die Sitten der Muslime anpassen, für die in dieser Zeitung sonst so manche Lanze gebrochen wird, die besser nicht zerbrechen sollte. Oder man könnte ein paar Jahre zurückgehen, wo solche Unverschämtheiten noch nicht üblich waren.
Am 23. Dezember bringen Sie ein abstoßend ekliges Pornobild und einen Tag später, am 24. Dezember, findet man in Großaufmachung die Heilige Familie. Diese Zeitung bringt eine seltsame Mischung – mit der Wirkung „wie eine Faust aufs Auge“. Gute Besserung!