26 April 2010 ~ 1 Comment

Neurolinguistisches Programmieren NLP

Frage:

Ich bin seit einem Jahr Christ und beschäftige mich viel mit betrieblicher Weiterbildung und Lernen. Mich würde interessieren, wie ihr als Christen zum Ansatz des NLP steht. Arbeitskollegen von mir beziehen ihr gesamtes Tun und Denken mehr oder weniger auf NLP und haben ihre Erfolge darin, dass sie andere dazu bringen, in gewünschter Form zu reagieren und zu handeln, indem sie sie „programmieren“. Ich bin sehr vorsichtig und weiß nicht, wie ich auf diese Manipulationsversuche reagieren soll. Was haltet ihr von diesem Ansatz?

Antwort:

Von Natur aus hat wohl jeder Mensch etwas dagegen, manipuliert zu werden – und wenn es dann auch noch verdeckt geschieht, ist das meines Erachtens heimtückisch. Daher gehört das Programm des NLP – ähnlich wie medizinische Hypnose – ausschließlich in die Hände von Personen mit gediegenen ethischen Maßstäben: Ärzte und Psychotherapeuten, deren Arbeit auch gewissen Kontrollen unterliegt.

NLP für eigene Zwecke bei anderen anzuwenden – beispielsweise im Berufsleben – würde bedeuten, dass man Menschen bewusst manipuliert und damit deren Freiheit, die jedem Menschen von Gott gegeben ist, einschränkt. Diese Form der Machtausübung kann nicht in Gottes Willen liegen.

Die Methode zum eigenen Vorteil anzuwenden, käme einem Betrug gleich – oder dem, was ein Einbrecher unbemerkt nachts tut. Trotzdem findet Neurolinguistisches Programmieren zunehmend Anwendung in verschiedensten Lebensbereichen. So werden wir zum Beispiel über Bild und Ton der Fernsehwerbung unbewusst programmiert, ohne dass es uns auffällt.

Entstehung und Methoden des NLP

Ein genaueres Bild von dieser Psychotherapie-Methode und eine kritische Auseinandersetzung aus christlicher Sicht bietet das Buch von Traugott Kögler, „Fantasiereisen und andere spirituelle Techniken“, Hänssler-Verlag (ISBN 3-7751-3488-3).

Das NLP (Neuro-Linguale Programmieren) entstand in den siebziger Jahren in Kalifornien durch John Grinder, einem Linguistik-Professor und Richard Bandler, einem Informatik-Studenten. Letzterer hatte Erfahrungen in Gestalttherapie, einer Psychotherapie-Methode, die allerdings in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen nicht anerkannt wird. Die beiden wollten herausfinden, was große Psychotherapeuten so erfolgreich macht. Sie analysierten die Behandlungsmethoden von Fritz Perls, dem Begründer der Gestalt-Therapie, von Milton Erickson, dem Meister der Hypnose-Therapie und von Virginia Satir, einer in Deutschland nicht so bekannten Familientherapeutin.

Was Grinder und Bandler herausfanden war, kurz gesagt, dass diese drei Therapeuten mit grundverschiedenen Methoden alle das Gleiche bewirkten. Die aus allen Methoden abzuleitenden Regeln waren der Beginn des NLP, das sich im Laufe der Zeit in unzählige Richtungen aufspaltete. Bandler und Grinder richten ihre Aufmerksamkeit nicht auf das, was wahr ist, sondern was nützlich ist und Erfolg bringt. Sie wollen nicht objektive Wirklichkeit erfassen, sondern mit ihrem Modell zeigen, dass bestimmte „Lügen“ gut funktionieren, wenn man sie verinnerlicht. Sie sagen: „Nichts ist jemals wirklich passiert. Wirklich passiert nur, dass du eine Reihe von Wahrnehmungen machst. Mit Leichtigkeit könnte ich dir Gedächtnisinhalte „installieren“, die sich auf reale Erfahrungen in der Welt beziehen, die jedoch nie stattgefunden haben.“
Vor kurzem berichteten die Medien von amerikanischen Psychologen, die unter der Diagnose „Multiple Persönlichkeit“ diese Technik in krimineller Manier nutzten, um ihr Einkommen aufzubessern.
Die Ziele der therapeutischen NLP beziehen sich auf die Veränderung von persönlichen „Glaubenssätzen“, die Heilung oder Besserung von Symptomen herbeiführen. Die Methoden, die der Therapeut zur Beeinflussung seines Patienten nutzt, sind unter anderem sprachliche Zugangssignale zur Psyche des Klienten, Augenbewegungen und die Körpersprache.

Das A und O im NLP ist das Pacing („nebeneinander hergehen“ oder „spiegeln“) und der Rapport (eine kontrollierte hypnotherapeutische Beziehung).Die Idee dabei ist:
Je mehr zwei Menschen „auf einer Welle liegen“, desto mehr ähneln sich ihre Haltung, ihre Gesten, ihr Atemrhythmus usw. Durch das bewusste Imitieren körperlicher Signale (einschließlich der Sprache) durch den Therapeuten wird beim Klienten durch den „Gleichklang des Miteinander“ eine Vertrauensbasis geschaffen, von der aus der Therapeut dann eine Änderung der inneren Einstellung bewirken und ihn so in eine bestimmte Richtung führen kann. Dieses unauffällige Führen nennt man Leading, wodurch dann verändernde Prozesse beim Klienten in Gang gesetzt werden können.

Eine der wichtigsten psychologischen Techniken beim NLP ist das „Ankern“, wodurch im weiteren Verlauf negative Gefühle umprogrammiert werden können. Es ist eine ganz schlichte Reiz-Reaktions-Konditionierung. Der Klient befindet sich z.B. in einem vom Therapeuten herbeigeführten positiven Gefühlszustand und wird in diesem Moment vom Therapeuten unauffällig (z.B. an der Schulter oder an der Hand) berührt (der Therapeut setzt einen Anker). Diese unauffällige Handlung wird einige Male – jeweils während einer positiven Gefühlslage wiederholt. Wenn der Therapeut nach einiger Zeit wieder die selbe Stelle berührt, dann stellt sich beim Klienten durch die inzwischen im Gehirn verankerte unbewusste Verbindung zwischen Berührung und gutem Gefühl der gleiche positive Gefühlszustand ein. So kann der Therapeut, während der Klient sich eine Problemsituation vorstellt (die z.B. seine Tatkraft lähmt)  eine andere bestimmte Körperstelle berühren, was der Klient nicht bewusst wahrnimmt und auf die gleiche Weise einen negativen „Anker“ setzen. Wenn der Klient sich dann eine angenehme Situation vorstellt und der Therapeut beide Anker berührt, fließen die beiden Gefühle ineinander und die Blockade wird aufgelöst.
Auch die Stimme, eine gut sichtbare Geste oder Mimik und alle anderen Sinneskanäle können als Anker benutzt werden. Je mehr Kanäle gleichzeitig benutzt werden, desto intensiver wird der geankerte Zustand erlebt.

NLP im täglichen Leben

Die im NLP wirksamen psychischen Gesetzmäßigkeiten werden von jedem Menschen im täglichen Leben meist unbewusst während der normalen Kommunikation benutzt.
Da bestimmte körpersprachliche Signale regelmäßig mit bestimmten Inhalten verbunden sind, ist das „Ankern“ besonders gut geeignet, z.B. über den Fernseh-Bildschirm Millionen von Menschen gleichzeitig zu manipulieren, ohne dass den Zuschauern dies bewusst wird.
Dem Fernsehen setze ich mich schon deswegen nicht aus, weil ich weiß, dass meinem Gehirn ein kontrollierter Konsum dieses Mediums mit seinen schnellen Bildern nicht möglich ist.

Auch ein Christ ist nicht immun gegen Manipulationen, doch er besitzt eine Sicherung für die Unversehrtheit seines Geistes und seiner Seele, über die ein Mensch, der ohne Gott lebt, nicht verfügt. Diese „Firewall“ gegen „Viren“ und „Spyware“ bei Christen ist das regelmäßige Lesen in der Bibel und die ständige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott in Gebet und Gehorsam. Dieses „Leben im Licht“ deckt alles auf, was sich in unserem Gefühl oder Verstand eingenistet hat und dort nicht hingehört.

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und es dringt durch, bis es Seele und Geist scheidet, auch Mark und Bein und es ist ein Richter der Gedanken und der Gesinnung des Herzens. Hebräer 4,12

NLP kann jedoch jeder auch für sich selbst anwenden. Es besteht z.B. darin, dass man sich in Situationen, in denen man sich überfordert oder mutlos fühlt, Gelegenheiten ins Gedächtnis ruft, bei denen man eine schwierige Situation gut gemeistert hat. Wenn man sich dabei in die damalige Gefühlslage hineinversetzt und dann auf die aktuell anstehende Aufgabe schaut, kann es geschehen, dass man aufgrund der damaligen positiven Erfahrung die nötige Sicherheit gewinnt.
Als Christ achte ich bei diesem psychologischen Trick jedoch darauf, dass ich in der Verbindung mit Christus bleibe, der mein Leben ist. Ich wandle NLP dann so ab, dass ich mich an die früheren Erfahrungen mit meinem Gott erinnere und im Vertrauen auf IHN Mut gewinne, weil er mir auch in der akuten Not beistehen wird. Gott fordert uns in seinem Wort, der Bibel sogar dazu auf, uns an seine früheren Wunder und Hilfen zu erinnern.

One Response to “Neurolinguistisches Programmieren NLP”

  1. Christine sagt:

    An alle Christen, die noch Kraft haben, gegen das Böse zu kämpfen:

    Es wird Zeit, dass einmal ein Buch gegen diese ganzen hochgefährlichen Psychotechniken und Manipulationsprozesse geschrieben wird.
    Grund: Es gibt sehr viele Christen, die viel zu treuselig und naiv sind, um all die raffinierten verbalen Angriffe am Arbeitsplatz zu durchschauen …
    Deshalb die Frage: Wer schreibt mit mir ein Erste-Hilfe-Buch für alle Christen an der Arbeitsfront, ein Buch, in dem sämtliche diabolischen Psychotechniken veranschaulicht, analysiert und geistlich entlarvt werden?
    Bitte bei mir melden…: Schafschutzchrist.go@web.de
    Gruß Christine

    Kommentar von nefesch: Hi Christine – das im Artikel erwähnte Buch von Traugott Kögler, „PhantasieReisen und andere spirituelle Techniken“ zählt schon einige der Methoden auf und bietet eine gute Grundlage zum Verständnis. Ich könnte mir vorstellen, dass Berichte von Betroffenen hilfreich wären. Ich wünsche dir Gottes Hilfe und Segen.


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