Wie entstand die Bibel ?
Frage
Wieso gibt es die Apokryphen? Wer hat denn festgelegt, was jetzt in der Bibel drin steht und was nicht? Es wird immer gesagt, dass die Bibel keine Widersprüche enthält. Aber das ist ja ganz klar, sie sind entfernt worden. Ich habe letztens ein Buch gelesen, indem es darum ging, wie einzigartig die Bibel ist. Da haben sie auch als Beispiel gebracht, dass die Bibel keine Widersprüche enthält. Was soll ich jetzt davon halten?
Antwort
aus den drei folgenden Zitaten, die als Vorspann und Einleitung gedacht sind geht hervor, dass die Bibel uns zu Christus führt, dass es die Wahrheit ist und dass sie in Ewigkeit bleibt.
In 2.Tim.3, 14-17 sagt der Apostel Paulus von der Bibel:
„Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.
Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“
2.Kor.4,2: „… wir meiden schändliche Heimlichkeit und gehen nicht mit List um, fälschen auch nicht Gottes Wort, sondern durch Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns dem Gewissen aller Menschen vor Gott.“
1.Petr.1, 23-25: „…habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen. Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.
Denn »alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen; aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit« (Jesaja 40,6-8). Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist.“
Manchmal meine ich, einen Widerspruch in der Bibel zu entdecken. Manchmal hat man den Eindruck, dass ein paar Schnitzer darin sind, indem Bibelzitate mit der verkehrten Quelle angeführt werden oder eine geografische Angabe aus lange vergangenen Zeiten bei einem Erzähler nicht ganz zu stimmen scheint. Erst viel später habe ich gelernt, dass die Missverständnisse z.B. bei den Bibelzitaten auf unsere Unkenntnis in Bezug auf damalige Gewohnheiten beim Zitieren der Bibelbücher zurückzuführen sind. So wurde nicht jeder einzelne Prophet benannt, wenn eine Stelle aus seinen Schriften zitiert wurde, sondern eine ganze Gruppe von Propheten wurde unter dem Namen „Jeremia“ zusammengefasst.
So bleibt die Bibel – trotz der unterschiedlichen Schilderung der Einzelheiten bei der Auferstehung Jesu oder der Verleugnung des Petrus – als Ganzes das Wort Gottes und völlig wahr in den Dingen, die von unserer Rettung handeln. Die Widersprüche werden sich klären, wenn wir alles sehen, wie es wirklich ist. Solange sind diese Dinge kleine Stolpersteine, an denen die Aufrichtigkeit unseres Herzens getestet wird. Wenn jemand Fehler sucht, wird sie auch in einem Meisterwerk zu finden meinen.
So wie Gott sich ein Volk zubereitet hat, durch das er die Bibel in die Welt brachte und den Erlöser für die ganze Menschheit, so dürfen wir diesem allmächtigen Gott vertrauen, dass er über seinem Wort wacht, dass diese Botschaft von der Rettung der Sünder unbeschadet zu uns gelangt ist. Allein im Alten Testament heißt es mehr als 2000 Mal, dass Gott gesprochen hat. Echte Wahrheitssucher kommen nicht eher zur Ruhe bis sie das Wort Gottes gefunden haben. Falsche Botschaften können sie nicht befriedigen. Jesus drückt das so aus: „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir;“ (Joh.10,27). Und in Johannes 17,17 betet Jesus zu seinem Vater – seinem und unserem Gott: „Dein Wort ist Wahrheit.“
2.Petr. 1,20-21 sagt: „Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“
So begann dieses Reden im Namen Gottes mit Mose (was durch Jesus bestätigt wird) und endet für das Alte Testament mit dem Propheten Maleachi etwa 430 vor Christus.
Danach war Funkstille. Erst mit der Geburt von Jesus, dem Messias, sprach Gott wieder. Dieses letzte Reden Gottes war um 95 nach Christus mit der Offenbarung durch den Apostel Johannes zu Ende. Damit war die gesamte Offenbarung Gottes an die Menschen abgeschlossen, wie der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 20,26-27 sagt: „Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; denn ich habe nicht unterlassen, euch den g a n z e n Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Nun zur Echtheit der Bücher, dem Aussortieren von Fälschungen und den allgemein anerkannten Sammlungen der heiligen Bücher der Juden und der Christen (Kanon).
Der Kanon für die uns heute vorliegenden 39 Bücher des Alten Testamentes wurde offiziell um 90 nach Christus durch gelehrte Juden abgeschlossen. Die als echt anerkannten Bücher enden mit dem Buch Maleachi.
Die Apokryphen, die 14 unechten Bücher der jüdischen Überlieferung, die als nicht von Gott inspiriert gelten, sind in der Zeit nach dem Propheten Maleachi entstanden. Sie fanden das erste Mal Eingang in die Bibel durch die erste griechische Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta im 2. Jahrhundert vor Christus in Alexandrien. Weder Jesus noch die Apostel oder die anderen Schreiber des Neuen Testamentes zitieren jemals irgend eine Stelle aus den Apokryphen.
Die älteste Schrift im Neuen Testament ist der erste Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher, der um 51 n.C. geschrieben wurde; das letzte Buch ist die Offenbarung durch den Apostel Johannes um 95 n.C. Der Kanon der 27 Bücher des Neuen Testamentes wurde endgültig und offiziell abgeschlossen im Jahr 382 n.C. unter dem Papst Damasus in Rom.
Bis dahin war es jedoch ein langer Weg. Es kursierten eine unübersehbare Zahl von heiligen und weniger heiligen Schriften, von sorgfältig bearbeiteten bis ausgesprochen schludrigen, die wieder und wieder abgeschrieben, Fehler sachlicher und orthografischer Natur aufwiesen. Der erste, der eine Art Programm für die Trennung zwischen echten und unechten Schriften des Neuen Testaments erarbeitete, ist Justin, der 165 n.C. als Märtyrer in Rom stirbt. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts n.C. findet ein Mailänder Bibliothekar mit dem Namen Muratori die Arbeit eines Mannes, dessen Name nicht überliefert ist, der zwischen offiziellen Berichten über Jesus und zu verwerfenden Schriften unterscheidet. Ab dem Jahr 200 n.C. verläuft die Herausbildung des Kanons der neutestamentlichen Schriften zweigleisig. In der griechischsprachigen Welt ist es Origenes, ein wissenschaftlich gebildeter Christ, der eine Unterscheidung zwischen anerkannten und zweifelhaften Schriften vornimmt und alles ausscheidet, was eindeutig als Fälschung oder als grober Irrtum zu erkennen ist. Nach ihm befasst sich Eusebius mit den Schriften. Bischof Athanasius von Alexandrien ist es, der 367 n.C. zum ersten Mal unseren heutigen 27-Schriften-Kanon des Neuen Testaments als einzig verbindlichen bezeichnet.
Kirchenlehrer der lateinisch sprechenden Welt wie Cyprian, Hilarius oder Ambrosius, der später Bischof wurde, treten für einen Kanon ein, der dem Muratorischen Fragment ähnlich ist. Ihre Zusammenstellung der echten Dokumente deckt sich im Wesentlichen mit den Erkenntnissen der griechischen Gelehrten.
So hatten die Christen schließlich ihren Maßstab, der in der Auseinandersetzung mit Irrlehrern als letzte Autorität gilt – ihre Heilige Schrift.