Enttäuschung – falsche Vorstellungen
Lazarus, ein Freund von Jesus, war schwer krank und Jesus erfuhr davon. Nachdem er die Nachricht erhalten hatte, blieb Jesus noch etliche Tage an dem Ort, wo er sich befand und seine Jünger erfuhren aus seinem Mund, dass Lazarus gestorben war.
Jesus macht sich so spät auf den Weg zu seinem Freund und dessen Schwestern, dass er erst vier Tage nach der Beerdigung dort eintraf. Der Leichnam seines Freundes war inzwischen in Verwesung übergegangen, so dass man es riechen konnte.
Das Evangelium nach Johannes berichtet von den näheren Umständen der Auferweckung des Lazarus vom Tod. Die Obersten des Volkes der Juden, die Pharisäer und die Priester, waren ratlos – fürchteten, dass ihnen das Volk weglaufen würde, hinter Jesus her, der dieses Wunder in offensichtlicher göttlicher Vollmacht getan hatte. Wer an Gott glauben wollte, der hatte nun einen triftigen Grund dazu. Doch die VolksObersten, die um ihre Macht fürchteten, reagierten völlig anders auf diese Herausforderung: sie beratschlagten von diesem Tag an, wie sie Jesus umbringen könnten – und den auferweckten Lazarus dazu.
Als nun das Passahfest kam und Jesus sich mit seinen Jüngern in Jerusalem aufhielt, strömte die Volksmenge, die zum Fest gekommen war zusammen, hieb Zweige von den Bäumen, breitete ihre Kleider als Teppich auf der Straße aus, ging Jesus entgegen und empfing ihn mit den Rufen: „Gelobt sei der da kommt im Namen Gottes – der König Israels!“ Die Menge hatte nämlich erfahren, dass er Lazarus von den Toten erweckt hatte. Deswegen war sie so begeistert von Jesus – zumal sie auch von den vielen anderen Zeichen wussten, die ihn als den Messias auswiesen.
Jesus jedoch wusste, dass nun seine Stunde gekommen war, dass die selbe Menge, die ihn jetzt pries, kurze Zeit später zu Tode bringen würde. So bereitete er seine Jünger vor so gut es ging, denn sie waren der Menge in diesem Punkt ähnlich und erwarteten etwas völlig anderes als was Gott geplant hatte. Der Evangelist Johannes schreibt: Denn so viele Zeichen Jesus auch vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht wirklich an ihn.
Als Judas dann in der folgenden Nacht Jesus an die Hohenpriester verraten hatte und Jesus schließlich vor dem römischen Statthalter Pilatus stand, befragte der ihn, ob er der König der Juden sei. Jesus bestätigte ihm, dass er der König der Juden ist, doch dass sein Königreich nicht von dieser Welt ist.
Joh 18,37: „Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du also ein König? Jesus antwortete: Du sagst es; ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege; jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Als Pilatus versuchte, Jesus freizubekommen, tobte die Menge, die inzwischen von den Obersten aufgestachelt worden war, und verlangte unter Geschrei, dass Jesus gekreuzigt würde. Als die Menge damit drohte, dass sie dafür sorgen würden, dass er nicht mehr als Freund des Kaisers in Rom gelten würde, gab er ihrem Toben nach, „wusch seine Hände in Unschuld“ und übergab Jesus den Folterknechten zur Kreuzigung. (Nur ein Jahr später – wird berichtet – hatte Pilatus seine Stellung verloren.)
Leider geht es vielen Menschen heute ebenso wie den begeisterten Juden damals, die Jesus wegen seiner großen Taten als den König Israels bejubelten. Sie hatten Hoffnung – die jedoch nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Sie hatten Vorstellungen, denen Jesus zu entsprechen schien. Doch als ihre Wünsche nicht in Erfüllung gingen, sie von ihrer Täuschung los wurden – als sie ent-täuscht wurden – schlug ihre Stimmung ins Gegenteil um. Auch die großartigen Wunder, die sie gesehen hatten, konnten daran nichts ändern. Schließlich schrieen sie: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ und alle Wohltaten waren vergessen.
Ich kenne etliche Menschen, die Schweres erlebt haben und daraufhin entrüstet sagen, nein, an diesen Gott kann ich nicht glauben. Offensichtlich war dieser Gott ihrer Vorstellung nicht der wahre. Wer den wahren Gott liebt, dem müssen alle Dinge zum Besten dienen. Denn er ist Liebe. Er ist weder ein Gott des Brotes noch ein Gott, der unser Feinde totschlägt und auch kein Gott, der unseren Wünschen entspricht. Er ist Gott – und wir sind Geschöpfe. Wenn wir nach seinem Willen fragen und tun, dann ist er unser Retter, Ernährer und Helfer. Seinen Sohn Jesus sandte er, damit wir erkennen, wie Gott ist, denn kein Mensch kann ihn sehen, weil er Geist ist.
Jesus wohnt durch seinen Geist in jedem Menschen, der ihn aufnimmt und IHN über sein Leben herrschen lässt. Dadurch wird dieser Mensch ein Kind Gottes, das von Gottes Geist innerlich zu einem neuen Menschen wird.
(Johannes 1,11-13: „ER kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu sein, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“)