Geborgenheit
Ich erinnere mich an eine Situation – als ich Siebenjähriger abends in eine Kneipe in Saalfeld kam, um für meinen Pflegevater Flaschenbier zu holen.
(Von seiner Trunksucht hatte ich nichts mitbekommen – er war ein lieber Mensch.)
Thüringen war gerade von der Hand der Amerikaner in die der Russen übergeben worden und in der Kneipe hielten sich einige junge russische Soldaten auf.
Einer von ihnen hob mich auf seinen Arm und fragte: „Willst du mit mir nach Russland kommen?“
Ich sagte natürlich schüchtern Nein.
Diese Begebenheit erfüllt mich noch heute – nach fast 70 Jahren – mit Wärme. Blieb es doch die einzige Erfahrung meiner Kindheit, dass mir ein männliches Wesen einen Augenblick lang zärtliche, väterliche Zuneigung schenkte.
Davon abgesehen, dass Kinder – besonders Jungen – die Zuneigung ihrer Väter brauchen, (oder zumindest das von der Mutter dem Jungen vor Augen gestellte Vorbild seines Vaters), um sich seelisch gesund zu entwickeln, hat es für den oben erwähnten Knaben auch von der Mutter nie einen Kuss, einen Trost oder einen Platz auf dem Schoß gegeben.
Und auch in der Odyssee vom sechsten Lebensmonat an, nach der Scheidung der Eltern 1941 im Krieg, gab es im Kinderheim, bei den Großmüttern, bei der Tante oder in den späteren „Patchworkfamilien“ nicht die notwendige zärtliche Geborgenheit als Grundausstattung für das Gelingen eines Lebens.
Und doch zerreißen sich Spießbürger das Maul, wenn einer dann anders tickt als die Masse.
Diese werden in Zukunft noch viele Gelegenheiten haben, sich in ihren Kaffeekränzchen mit bösem Geschwätz über Menschen auszulassen, über deren Schicksale sie sich nie von den Betroffenen haben informieren lassen:
Der Fluch* der Judenfeindschaft, der zur Zeit die islamischen Länder mit Krieg überzieht (Islam – „Religion des Friedens“), wird von seinen Millionen von Flüchtlingen etliche nach Europa bringen. Dann werden die bisher Sorg- und Lieblosen überreiche Gelegenheit haben, sich über Menschen zu ereifern, die anders ticken als sie.
*) 1.Mose 12,13