02 März 2016 ~ 0 Comments

Freiheit und Verantwortung

Der amerikanische Politikwissenschaftler Larry Siedentop fordert vom Westen eine Rückbesinnung auf die christlichen Wurzeln der europäischen Werte, um der Herausforderung des Islam gewachsen zu sein.
Er meint, lange habe Europa das, was sein innerstes zusammenhält, vernachlässigt. Durch den rasant anwachsenden islamischen Fundamentalismus gerate der Westen nun unter Handlungsdruck und müsse seine eigene Identität wiederfinden.

In seinem kürzlich erschienenen Buch „Die Erfindung des Individuums“
analysiert Siedentop, der an den britischen Universitäten Oxford und Sussex lehrte, die Wurzeln der europäischen Werte.
Detailreich und trotzdem kurzweilig erörtert er, wie der christliche Glaube die Entwicklung der westlichen Gesellschaft in den vergangenen 2000 Jahren beeinflusste: In einer Geschichte des liberalen Europas hebt er den vermeintlichen Widerspruch zwischen Säkularismus und christlichem Glauben auf. Er zeigt, dass schon in der Antike die Grundsteine für unsere Werte und damit für die individuelle Freiheit gelegt wurden, in der sich der Glaube entfalten konnte.
Ausgehend von der moralischen Orientierungslosigkeit des nachchristlichen Westens sieht er die christliche Tradition Europas heute in einem Wettbewerb mit anderen Weltanschauungen.

Eine Religion wie der Islam – in der religiöses Recht höher geachtet ist als weltliches mit der Unterdrückung der Frau und der Diskriminierung von Andersgläubigen – prallt so mit voller Wucht auf das vom Liberalismus geprägte Gleichheitsprinzip des Westens.
Es ist aber der Liberalismus, der Europa in seinen Grundwerten ausmacht.
Er ist auch das Ergebnis vieler wichtiger historischer Errungenschaften wie des Erlasses der „Bill of Rights“ in England im Jahr 1689 oder der Französischen Revolution genau 100 Jahre später. Diese Ereignisse sind grundlegend für unsere Kultur, die geprägt ist von der Freiheit und Gleichheit des Einzelnen – und die aktuell auf dem Spiel zu stehen scheint.

In den Augen des islamischen Fundamentalismus stehen eben diese Werte des Westens für Gleichgültigkeit, für fehlende Überzeugung, für Nachgiebigkeit und Schwachheit.
Tatsächlich bezeichnen sich viele Europäer als Christen – ohne die Bibel und ihre Botschaft zu kennen.
Siedentop meint: „In diesem Fall zollen sie den Ursprüngen ihrer moralischen Anschauungen Tribut, wenn sie sich als Christen bezeichnen.“

Durch das Wirken solcher Personen – wie der Apostel Paulus, der davon ausgeht, dass die Liebe Gottes sich gerade dann offenbart, wenn der Mensch nach freiem Willen auf der Grundlage seines Gewissens handelt oder Franz von Assisi, Sohn eines italienischen Tuchhändlers, der sich für ein Leben als Bettelmönch entschied – hat das christliche Denken mit seinem Gleichheitsanspruch erst den Weg zum Liberalismus ermöglicht:
„Christliche Moralvorstellungen erweisen sich als der eigentliche Ursprung der sozialen Revolution die den Westen zu dem gemacht hat, was er ist,“ schreibt Siedentop.
Es gehe eben nicht nur darum, Vorschriften und Regeln einzuhalten, sondern um das, was den Apostel Paulus umtrieb, die Gleichheit aller Menschen vor Gott. So formierte sich im Laufe der Jahrhunderte in der Gesellschaft der Gedanke, dass der Glaube an Gott den Menschen zu einem verantwortungsvollen und freien Lebewesen macht.
Auf diese Weise könnte Europa seine Identität wieder stärken, um der Herausforderung des Islam gewachsen zu sein.

In seinem Buch Islam und Christentum schreibt der Autor und Verleger Ingo Resch:
„Das Gottesbild einer Gesellschaft prägt auch ihr Menschenbild und ihre Kultur“.

Ingo Resch – Islam und Christentum. Ein Vergleich
Resch-Verlag, ISBN 978-3-935197-98-4

Dieser Text lehnt sich an eine Buchbesprechung von www.pro-medienmagazin.de an:
„Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt.“
Larry Siedentop, Klett Cotta, ISBN 9783608948868

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