Verletzte Seelen
Manchmal fühlst du dich so wund und krank in der Seele – und weißt nicht, warum gerade dieses eine böse Ereignis so tief sitzt.
Wenn du willst und du ihn darum bittest, dann zeigt dir Jesus vielleicht, warum es so ist:
Mein früherer Leiter meines HausBibelKreises, ein Arzt, Psychiater und Psychotherapeut stellte einmal fest: „Du hast Angst vor Nähe.“ Der Spruch war ein Aha-Erlebnis für mich. Nun wurde mir vieles klar. Er hatte Recht.
Wenn ein fremder Unhold mich anmacht – nun ja, das ist nichts Besonderes. Wenn jedoch ein mir nahe stehender Mensch urplötzlich feindselig agiert, dann bricht mir der Boden unter den Füßen weg.
Der Mensch, von dem ich schreibe, ist ein Opa, zu dem ich ein gutes Verhältnis hatte, dessen Verhalten – für mich nicht nachvollziehbar – plötzlich in Feindseligkeit umschlug.
Verwundert über die verheerenden Auswirkungen in meiner Psyche, fragte ich Jesus nach der Ursache und bekam eine klare, stärkende Antwort.
Zum Verständnis muss ich zuvor etwas weiter ausholen:
Weil ich während der ersten zwanzig Jahre meines Lebens im Schnitt alle zwei Jahre das Nest wechseln musste – weitergereicht, abgeschoben wurde – konnte ich niemals eine dauerhafte, liebevolle Bindung zu einem Menschen aufbauen.
Als ich von meinen PflegeEltern in Saalfeld/Thüringen fortgeholt wurde, um zu meiner wiederverheirateten Mutter nach Hessen gebracht zu werden, erinnere ich mich gut an meine ältere Schwester, dass sie weinend zu mir sagte: „Du kommst nicht wieder.“ „Doch, ich komme wieder“, widersprach ich, weil ich nicht begriff, was vorging.
Von meinen Zierfischen in den Aquarien träumte ich noch jahrelang, dass sie am Verhungern waren, weil ich nichts hatte regeln können, als man mich so plötzlich dort herausgerissen hatte.
Die drei Jahre bei meiner Mutter wurden eine schlimme Zeit, so dass ich froh war, als ich nach Berlin abgeschoben wurde, wo mein Vater wieder geheiratet hatte.
Doch es ging im gewohnten Stil weiter über verschiedene „Wüstenstationen“, bis ich – noch nicht ganz 17 Jahre alt – nach meiner Flucht im Winter mit dem Fahrrad aus dem GeschäftsHaushalt meines Vaters von Gemünd/Eifel über den Westerwald wieder bei meiner Mutter in Hessen eintraf. Hier schloss ich meine Schulausbildung ab, die in Berlin unterbrochen wurde, weil ich im Geschäft meines Vaters arbeiten musste.
Hier in Braunfels – durch einen bibelgläubigen Lehrer an der Schule – endete die Irrfahrt meines bisherigen Lebens. Anstatt im Selbstmord, der bereits fest geplant war, landete ich im Paradies und zwar durch die Frage des gläubigen Lehrers, ob ich Probleme hätte.
In der Bibel gibt es viele Beispiele, wo Gott zuerst ein Volk oder einen Menschen zerschlagen muss, bevor er sich an die Heilung machen kann. Die Narben dieser Schläge behält man ein Leben lang.
Nach einem Werdegang wie dem meinen, zeigen sich diese z.B. in der „Angst vor Nähe“, die eine psychische Reaktion zum Schutz vor immer weiteren Verletzungen und dem Aufreißen alter Wunden darstellt. Ein behütetes und geliebtes Kind wird sich das schwer vorstellen können. Für solche schreibe ich dies jedoch auch nicht.
Ich bin immer wieder begeistert von den Aussprüchen Gottes in der Bibel, wenn es heißt, „Ich will dir die Jahre erstatten, die die Heuschrecken gefressen haben.“ Oder dass es in Römer 8,28-32 heißt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, a l l e Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn die ER sich zuvor ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.
Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht.
Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?
ER, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
So singe ich mit Edith Piaf – jedoch in einer anderen Gesinnung: „Non, je ne regrette rien.“
Ich bereue nichts. Nichts von dem, was mich getroffen hat – noch seine Auswirkungen bis heute. Nichts davon macht mir noch Mühe zu verstehen, warum?
Es war Gottes Weg für mich, um mich zu Jesus zu führen. Genau diese „Therapie“ Gottes – eine Kindheit voll Verrat und Verlassenheit, ausgeliefert an Menschen voller Hass – dies brauchte ich, um mich nach einem Wesen zu sehnen, das mich wirklich liebt.
Und größere Liebe hat niemand als ER.
Das war der erste Teil : die Erforschung neurotischer Reaktionen auf Ablehnung.
Der zweite Teil handelt von vergeben und (nicht) vergessen, von binden und lösen, wenn Unrecht geschah.
Vergessen können wir nicht; da sind wir wie die Elefanten. Doch wenn wir vergeben haben, bewegt uns fremde Schuld nicht mehr. Jesus hat ja alle Sünde der Welt gesühnt, aufgehoben. Und wenn du einen Menschen an seiner Schuld festnageln willst, dann nagelst du nur dich selbst fest, weil Gott Vergeltung sich selbst vorbehalten hat – bei denen, die nicht bekennen wollen, dass sie schuldig sind.
Im VaterUnser beten wir: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben.“ Und – wenn du einem Menschen nicht vergeben kannst oder willst, dann liebst du ihn nicht. In Gott jedoch bleibst du nur, wenn du liebst, denn Gott ist Liebe.
Gott ist nicht Sympathie, sondern Liebe. Du sollst den Menschen, der dich ständig ärgert, nicht sympathisch finden, sondern lieben. Und weil wir diese Liebe von Natur nicht haben, muss es sich um die göttliche Liebe handeln, die Gott in unser Herz gesenkt hat durch seinen Geist.
Wir müssen sie nur herauslassen. Klingt ganz einfach.
Ich denke, dass hier in Kraft tritt, was Jesus sagt: „… Wenn jemand mit mir auf meinem Weg gehen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“
Philipper 2,12-13:
… verwirklicht eure Rettung mit Furcht und Zittern, denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.