08 Juli 2016 ~ 0 Comments

Biafra – vergessen von der UNO

Es war im Jahr 1903, dass die Territorien, die das heutige Nigeria bilden, als britische Protektorate unter Kolonialbesatzung kamen. Nigeria ist im Wesentlichen ein künstliches Konstrukt, das Großbritannien 1914 schuf, als es mehrere Protektorate zu einer Kolonie vereinigte. Das Land besteht aus einer Reihe verschiedener indigener afrikanischer Völker, unter ihnen die Biafraner, die ethnisch in erster Linie zu den Igbo gehören (und keine Muslime sind).

Nachdem Nigeria 1960 von Großbritannien unabhängig wurde, löste sich Biafra von Nigeria und rief 1967 einen eigenen Staat aus. Die nigerianische Regierung weigerte sich, die Sezession anzuerkennen und antwortete mit einem Krieg gegen Biafra. Teil des Angriffs war eine Blockade des entstehenden Staates, die den Mord an über zwei Millionen Biafranern zur Folge hatte, viele davon Kinder, die während der Blockade verhungerten.

Biafra ist ein Musterbeispiel britischer Kolonisation. Die kurze Existenz des Landes wurde vorzeitig abgebrochen durch den Genozid der nigerianischen Regierung, der alle Hoffnungen auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zerstörte. Den heutigen Biafranern werden die elementaren Rechte der freien Versammlung und der freien Meinungsäußerung vorenthalten – Rechte, die die nigerianische Verfassung garantiert. Immer noch unterdrückt die nigerianische Regierung auf mörderische Weise die Bevölkerung und ihre Bewegung für Souveränität und Freiheit.

Die Biafraner sahen ihren jungen Staat untergehen und kapitulierten im Januar 1970 vor Nigeria. Vielleicht begriffen sie, dass ihre Sache, da die Welt sie im Stich gelassen hatte, keine Zukunft hatte.

Anders als andere in dieser Zeit, wie etwa die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), entführten oder sprengten sie keine Flugzeuge, nahmen keine Geiseln oder unternahmen andere Akte des Terrorismus gegen unschuldige Zivilisten, um ihre Sache voranzutreiben.
Dem islamischen Terrorismus begegnet die internationale Gemeinschaft mit Gehorsam. Während die PLO nun zur Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) geworden ist und zu den weltgrößten Pro-Kopf-Empfängern von ausländischer Hilfe gehört, um deren Sache sich eine Unmenge von „Menschenrechtsaktivisten“ kümmern (ebenso wie eine UN-Organisation, die UNRWA, die nur für Palästinenser zuständig ist), wäre es schwierig, einen Diplomaten bei der UNO zu finden, der auch nur wüsste, wie man „Biafra“ ausspricht.

Obwohl der Völkermord die Unabhängigkeit Biafras beendet hat, gibt es nun eine neue Generation von Biafranern, die wieder friedlich auf ein unabhängiges Biafra drängt. Muhammadu Buhari, der muslimische Präsident Nigerias, bietet ein Beispiel extremer Heuchelei, wenn er seine volle Unterstützung eines palästinensischen Staates erklärt, andererseits aber sein Militär mit brutaler Gewalt gegen die biafranische Bewegung für Selbstbestimmung kämpft.

Es ist bemerkenswert, dass eine friedliche Situation wie die der Pro-Biafra-Bewegung offenbar eine „militärische Option“ erfordert, während dies im Falle einer tödlichen Terroristengruppe, die wie die muslimischen Fulani-Hirten unschuldige Zivilisten ermordet, nicht notwendig ist. Angesichts dieser Taktik ist es umso fraglicher, ob Buharis Anstrengungen, Boko Haram in dem Land einzudämmen, echt sind oder nur eine halbherzige Schauveranstaltung für die internationale Gemeinschaft.

Diese Lage sollte für Länder wie Deutschland zumindest ein ernsthafter Grund sein, ihr Engagement in der Region zu überdenken. Deutschland hat angekündigt, noch vor Jahresende Lieferung von Militärgütern an die nigerianische Regierung auf den Weg bringen zu wollen, um „Herausforderungen für die Sicherheit der Regionen im Nordosten und dem Nigerdelta zu begegnen“. Man fragt sich, ob Deutschland, ein Land, das Migranten zu sich eingeladen hat, um zu zeigen, wie tolerant es ist, das Risiko in Betracht gezogen hat, dass es die nigerianische Regierung mit Militärgütern versorgt, die dazu genutzt werden könnten, Biafraner zu töten.
Zu den anderen Ländern, die Waffen an Nigeria verkaufen oder dies planen, gehören die USA, die es – bizarrerweise, wegen „Menschenrechtsbedenken“ – abgelehnt hatten, den früheren Präsidenten Nigerias, Goodluck Jonathan, einen Christen, mit Waffen im Kampf gegen Boko Haram zu versorgen, aber offensichtlich keine Bedenken dagegen haben, Buhari, einem Moslem, zu helfen, dessen Mord an einem schutzlosen Volk im Südosten Nigerias wohl als unproblematisch betrachtet wird.
Kurzum: die internationale Gemeinschaft hat eine Menge zu erklären.

Judith Bergman ist eine Schriftstellerin, Kolumnistin, Juristin und Politikanalystin.
http://de.gatestoneinstitute.org/8412/biafra-menschenrechte

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