30 August 2016 ~ 0 Comments

Das Ende des französischen Judentums?

Die Welle des Terrors und des offenen Antisemitismus, die Frankreich erfasst hat, lässt die Juden dieses Landes die Koffer packen und nach Israel gehen. Der Vorsitzende der Jewish Agency Scharansky sagte dazu: «Juden haben in Frankreich keine Zukunft.»

Drei Tage nach dem Terror Anschlag im französischen Nizza landete auf dem internationalen Ben-Gurion-Flughafen ein Flugzeug mit 200 französischen Neueinwanderern aus Frankreich. Dieser Flug war von der Jewish Agency of Israel schon Monate vor dem Flug organisiert worden, doch wenngleich das zeitliche Zusammentreffen zwischen Anschlag und Eintreffen der Einwanderer purer Zufall war, so kam dem ein enormer Symbolgehalt zu.

Schon seit längerer Zeit treffen fast täglich jüdische Neueinwanderer aus Frankreich in Israel ein. Im Verlauf der letzten zwei Jahre machten rund 15.000 französische Juden Israel zu ihrem neuen Zuhause.
Nicht die sich mehrenden Terroranschläge bewegen Juden dazu, Frankreich zu verlassen. Auch die desolate wirtschaftliche Lage des Landes ist bei der Entscheidung, Alija zu machen, nicht ausschlaggebend.
Die meisten Juden kehren Frankreich den Rücken aufgrund der beispiellosen Welle des offen an den Tag gelegten Antisemitismus. Sie gehen, weil sie es leid sind, in jedem Lebensbereich – weit weg von den Schlagzeilen in den Medien – mit einem massiven Antisemitismus konfrontiert zu sein.

Erst kürzlich wurde wieder ein jüdischer Lehrer in den Strassen von Marseille angegriffen. Der Angriff erfolgte lediglich aus einem einzigen Grund: weil der Mann jüdisch ist. Das ist nur einer von vielen Übergriffen in allen Regionen des Landes. Das Conseil Représentatif des Institutions juives de France (CRIF), die Dachvereinigung der jüdischen Vereine dieses Landes, dokumentierte für das Jahr 2015 insgesamt 108 schwere tätliche Angriffe auf Juden, denen rassistische und antisemitische Motivationen unterlagen. Das bedeutet einen Anstieg um rund 30 Prozent.

Diese Angabe sowie weitere Statistiken veranschaulichen das Gefühl der Angst unter den in Frankreich lebenden Juden. Dazu äusserte sich kürzlich der jüdische Abgeordnete des französischen Parlaments Meyer Habib: «Heute verstehen wir erst wirklich, welche Ängste die Juden in Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ausstanden. Schon kleine Kinder in Frankreich wissen, dass sie sich in der Öffentlichkeit lieber nicht als Juden zu erkennen geben sollten.»

Vor dem Hintergrund der Statistiken und der Entwicklungen in Frankreich rief der Vorsitzende der Jewish Agency for Israel, Nathan Scharansky, die Juden Frankreichs dazu auf, nach Israel auszuwandern.

Nur wenige Tage nach dem blutigen Anschlag in Nizza weilte Scharansky in Paris und sagte:
«Die Zuwanderung von Muslimen nach Frankreich und die neue Art von Antisemitismus, die dadurch in diesem Land entstanden ist, haben lediglich eine Bedeutung: Juden haben in Frankreich keine Zukunft.“

Es waren durchaus provokative Worte, die Scharansky äusserte, und doch verhallten sie, ohne dass Proteste laut wurden. Vermutlich hat in Frankreich keiner mehr die Kraft, sich dem Dilemma zu stellen.

Die jüdische Gemeinschaft in Frankreich zählt rund eine halbe Million, sodass dies die grösste jüdische Gemeinschaft Europas ist.
Kürzlich wurde auf die Bitte des französischen Präsidenten vom Meinungsforschungsinstitut IFOP im Rahmen einer repräsentativen Umfrage ermittelt, dass nicht weniger als 200.000 französische Juden erwägen, darunter vor allem jüngere Personen, ihr Land wegen der schlechten Sicherheitslage zu verlassen. Frankreich jedoch möchte, dass sie bleiben. Israel hingegen hat grosses Interesse daran, dass sie nach Israel kommen, was auf zwei Aspekte zurückzuführen ist.
Natürlich greift hier das zionistische Motiv und der Stellenwert des Staates Israel als Heimstätte des jüdischen Volkes. Doch darüber hinaus hat Israel durchaus ein Interesse ausgerechnet an der Alija dieser Juden, die als «qualitativ hochwertig» und somit als enormes Wirtschaftspotenzial für den Staat angesehen werden. Auch in Israels Wirtschaft schleicht sich eine Atmosphäre der Stagnation ein, sodass der Einwanderung von gebildeten und fachlich qualifizierten Juden aus Frankreich eine große Bedeutung zukommt. Bei rund der Hälfte der Juden, die 2014 von Frankreich nach Israel einwanderten, handelte es sich um Personen, die jünger als 34 Jahre sind. Nicht weniger als 51 Prozent hatten mit 16 Jahren durch den Besuch von schulischen und akademischen Institutionen eine höhere Bildung vorzuweisen.
Unter diesen Neueinwanderern waren viele Ärzte, Ingenieure, Finanzexperten und Unternehmer.

Wenn niemand in Frankreich wach wird und Maßnahmen ergreift, dann wird dieses Land, das sich einer herausragenden Integration seiner jüdischen Bürger rühmt, kurz über lang mit einer zunehmend schwindenden jüdischen Gemeinschaft leben müssen, sodass die französische Demokratie um einen pluralistischen Aspekt ärmer wäre. ML

»So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens und aus allen Ländern, wohin er sie verstoßen hatte!«
ICH will sie wieder in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.
Siehe, ich will viele Fischer senden, spricht der Herr, die sie fischen sollen; danach will ich viele Jäger senden, die sie jagen sollen von allen Bergen und von allen Hügeln und aus den Felsenklüften.
Jeremia‬ ‭16, 15-16‬

http://bible.com/157/jer.16.15-16.sch2000

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