Tunnels der Hisbollah
Angriffstunnel, die die libanesische Hisbollah unter der Grenze gegraben hat und die alle auf israelisches Hoheitsgebiet führen.
Durch diese Tunnel hätten Hunderte von bewaffneten Kämpfern
geschleust werden können, um dann urplötzlich inmitten ziviler israelischer Ansiedlungen im Norden aufzutauchen. Als das Bestehen dieser Tunnel der israelischen Öffentlichkeit bekannt wurde, hatten die IDF von deren Existenz wie auch vom Angriffsplan der Hisbollah bereits seit vier Jahren Kenntnis. Darüber hatte man jedoch Stillschweigen gewahrt, weil man die Vorgänge weiter beobachten wollte. Die Entscheidung, die israelische Öffentlichkeit und damit auch die ganze Welt darüber zu informieren, fällte das israelische Sicherheitskabinett auf Empfehlung der Armee. Es bestand die Befürchtung, die Hisbollah könnte mindestens einen dieser Tunnel schon in naher Zukunft für eine Operation gegen israelische Zivilisten nutzen.
Den ersten Tunnel, über den die israelische Öffentlichkeit erfuhr, legte die Hisbollah vom Gelände einer Kartonfabrik in dem libanesischen Kfarkela,
das direkt an der Grenze liegt und nur wenige Dutzend Meter von der israelischen Stadt Metulla entfernt ist. Eine Karte, die die IDF vorlegten, verzeichnet allein in dieser libanesischen Ortschaft mehrere Dutzend Militärstellungen der Hisbollah: Waffenarsenale, Aussichts- und Beobachtungsposten, unterirdisch angelegte Kontroll- und Befehlsstände.
Alle Anlagen wurden inmitten eines schiitischen Dorfes geschaffen und in oder unter den Wohnhäusern der Einwohner angelegt. Das ist ein zentraler Aspekt der Strategie der Hisbollah. Indem man sich inmitten von Zivilisten militärisch vernetzt, nimmt man im Kriegsfall bewusst in Kauf, dass es unter der Bevölkerung zu schweren Verlusten kommt. Genau das ermöglicht ihnen dann, Israel international als Bösewicht hinzustellen, der internationales Kriegsrecht verletzt, indem Zivilisten angegriffen werden.
Obschon man nicht von der Hand weisen kann, dass die Entdeckung von etlichen Tunneln dieser Art durchaus eine dramatische Entwicklung darstellt, so sieht Israel die eigentliche Bedrohung, die für den Staat Israel von der Hisbollah ausgeht, immer noch oberirdisch und aus der Luft gegeben: die extrem zielgenauen Raketen (50 Meter Treffgenauigkeit), von denen die Organisation laut Schätzungen mehrere Dutzend besitzen soll. Hinzu kommen Hunderte von Raketen unterschiedlichen Typs mit diversen Reichweiten und einer Zielgenauigkeit zwischen 100 und 200 Metern. Das Raketenarsenal der Hisbollah soll zwischen 120.000 und 140.000 Raketen zählen. Um dies in ein Größenverhältnis zu setzen: Das sind mehr Raketen, als alle europäischen NATO-Staaten zusammen besitzen. Damit verfügt die Hisbollah über eine grössere Schlagkraft als die grosse Mehrheit der Armeen der Welt. Laut eines Berichtes der JINSA, des Jüdischen Institut für Nationale Sicherheit in den USA, vollzog die Hisbollah seit der Zeit des Zweiten Libanon-Krieges im Jahr 2006 einen wahrhaften «Quantensprung», was ihr militärisches Potenzial angeht. Zum einen haben die wohlgerüsteten Kämpfer an ihrer Seite in Syrien aktive Kampferfahrung gesammelt. Zum anderen geniesst die Hisbollah die umfassende Unterstützung des Iran. Überdies verzeichnet man noch mehr bewaffnete Kämpfer: 25.000 Soldaten sind als Berufskämpfer beständig an der Waffe. Hinzu kommen weitere 20.000 bis 30.000 Reservisten, sodass es sich längst nicht mehr nur um eine Miliz handelt, wie man die Hisbollah früher bezeichnete, sondern um eine wohlgerüstete und bestens trainierte Armee. Israel stellt sich auf diese Herausforderung selbstverständlich ein.
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www.mnr.ch – Nachrichten aus Israel – Februar 2019
