08 März 2024 ~ 0 Comments

Arche Noah und Sintflut

Die Sintflut ist eines der wichtigsten Ereignisse in der Bibel und eine oft als Mythos hingestellte Geschichte der Bibel. In diesem Artikel soll es jedoch nicht um die Historizität der Arche Noah und der Sintflut gehen, sondern um die Plausibilität der biblischen Erzählung. Im Folgenden werden Antworten auf kritische Fragen gegeben:

Hatten alle Tiere in der Arche Platz?

Die Bibel gibt in 1.Mose 6,15 folgende Maße an:

  • 300 Ellen lang = 135 – 144m (je nachdem ob man die kleine Elle oder die große Elle zugrunde legt.)
  • 50 Ellen breit = 22,5 – 24m
  • 30 Ellen hoch = 13,5 – 14,5m

Das ergibt eine Ladefläche von etwa 9000m2 und ein Ladevolumen von etwa 41.000m3. Unter Berücksichtigung von Wänden und Decks kann ein minimaler Nutzinhalt von 36.000m3 angenommen werden. Bei größeren Ellenmaßen wäre der Inhalt entsprechend größer. Es stellt sich die berechtigte Frage, ob alle Tierarten in die Arche passten. Heute gibt es etwa 1.250.000 Tierarten. Doch behauptet kein Christ, alle heute lebenden Tierarten seien in der Arche gewesen.

Wissenschaftler, die die biblische Schöpfungslehre vertreten, gehen davon aus, dass Gott am Anfang Grundtypen geschaffen hat, aus denen sich dann durch Mikroevolution weitere Unterarten entwickelt haben. Grundtypen sind ungefähr auf dem taxomischen Level der Familie angeordnet und lassen sich biblisch aus der Formulierung ableiten, dass Gott ein jedes „nach seiner Art“ schuf (1.Mose 1).

Ganz allgemein kann also gesagt werden, dass es zur Zeit Noahs weniger Tierarten als heute gab. Hinzu kommt, dass Wassertiere nicht in die Arche mussten. Aus 1.Mose 7 lässt sich ableiten, dass nur Lungenatmer in die Arche kamen:

Aus „Odem des Lebens“ kann geschlossen werden, dass nur Tiere mit einer Lunge in der Arche waren. Das wird auch in Vers 22 bestätigt, wenn es heißt, dass diese auf dem Land leben:

Zu den Lungenatmern gehören Säugetiere, Reptilien, Vögel und (evtl.) Amphibien. Andere Tierarten (Insekten, Schnecken,…) konnten viel leichter zeitweise im Wasser überleben. Das gleiche gilt für Pflanzen. Es sind bislang 20.000 Arten von landlebenden Wirbeltieren bekannt. Nach bisherigen Studien gehören zu einem Grundtyp im Schnitt 20-40 Arten, manche Grundtypen bestehen aber auch aus mehr als 100 Arten.

Nun kann man die 20.000 Arten durch die Anzahl der Arten pro Grundtyp teilen.

  • Nimmt man als Teiler 25, lautet das Ergebnis 20.000 : 25 = 800 Grundtypen.
  • Rechnet man pro Grundtyp zwei Tiere, so kommen wir auf 1.600 Tiere.
  • Unter Berücksichtigung der Grundtypen, von denen sieben Paare mitgenommen werden mussten, kommt man auf eine Zahl von etwa 4.000 Tieren.
  • Nimmt man noch ausgestorbene Grundtypen hinzu, kamen etwa 10.000 Tiere in die Arche.

Der Platzbedarf:

Rechnet man den Platzbedarf pro Tier großzügig, so haben wir etwa 8.000m3 Volumen allein für die Unterbringung der Tiere, was gerade mal 20% des Rauminhalts der Arche darstellen. Unter Berücksichtigung von Wänden und Decks sind es etwa 22%. Somit gab es auch für Nahrungsmittel und andere notwendige Dinge genug Platz.

Eine bekannte Frage ist auch wie große Dinosaurier in die Arche gepasst haben sollen. Nun, hier liegt nahe, dass Noah Jungtiere in die Arche nahm, die noch nicht so viel Platz benötigten.

War die Arche überhaupt seetauglich?

Das Verhältnis aus Länge, Breite und Höhe der Arche ergeben die optimale Schwimmstabilität. Angesichts der Tatsache, dass zu der Zeit wohl kein Mensch derartige Kenntnisse zum Schiffsbau hatte, zeugt schon allein das von einer göttlichen Handschrift.

Zudem zeugen Berichte anderer ähnlich großer Holzschiffe davon, dass seetaugliche Holzschiffe dieser Größe möglich sind:

Die Tessarakonteres war eine griechische Trireme und 130m lang. Auch von einem chinesischen Schatzschiff des chinesischen Admirals Zheng He aus dem 15 Jahrhundert heißt es, dass es 120-124m lang war. Diese Länge wird aber von einigen Wissenschaftlern bestritten und stattdessen eine maximale Länge von 84m angenommen. Doch hatte eine Arbeit zu dem Thema von Dr. Sally K. Church, Dr. John C. Gebhardt, und Ing. Terry H. Little zum Ergebnis:

„Unsere Berechnungen zeigen, dass ein 150 Meter-Schatzschiff gebaut werden konnte, um den Strapazen einer Fahrt auf offener See zuverlässig standzuhalten, wenn das Schiff gut gebaut war und einen Rumpf mit ausreichender Dicke hatte, in der Größenordnung von 0,6 bis 0,9 Meter.“

Holzschiffe in der Größenordnung der Arche sind somit grundsätzlich möglich.

Prof. Diplom-Ingeneur Jan Hartmann hat sich als Ingeneur mit der Bauvorschrift der Arche befasst, darunter auch dem Seeverhalten. Er schreibt u.a:

Am Ende dieser Arbeit können wir nicht mehr, aber auch nicht weniger sagen als dies: Schiffbaulich war der Entwurf der Arche (nach der Bauvorschrift 1. Mose 6) ausgewogen und ausführbar.

Innerhalb der vorliegenden Grenzen – d.h. vor allem der Bauvorschrift – ist eine wesentlich günstigere Ausführung des gegebenen Auftrages kaum vorstellbar. Der Verfasser geht daher davon aus, daß der Bericht einen Hintergrund hat, der weit über die Art eines Mythos hinausgeht.

https://www.technikgeschichte.org/2017-1/

Die Arche war also durchaus seetauglich. Weiter sollte man beachten, dass die Arche nicht für Jahrzehnte gedacht war, sondern nur die Flut überstehen sollte und es während der Flut wahrscheinlich keinen hohen Wellengang gab:

1. Mose 8,1 Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war; und Gott ließ einen Wind über die Erde wehen, sodass die Wasser fielen.

Daraus kann geschlossen werden, dass bis zum Ende der Flut kein starker Wind wehte und somit auch keine hohen Wellen zu bewältigen waren.

Wie konnten Süßwasserfische die Sintflut überleben?

Heute leben die meisten Fischarten entweder nur in Salzwasser oder nur in Süßwasser. Es stellt sich die Frage, wie Süßwasserfische mit dem erhöhten Salzgehalt durch die Ozeane zurecht kamen.

Auch heute gibt es Wassertiere, die mit beidem zurechtkommen. Beispiele sind Lachse, Störe, Aale und Stichlinge. Es kann also angenommen werden, dass die Fähigkeit flexibel auf verschiedene Salzgehalte zu reagieren, zur Grundausstattung der meisten Fisch-Grundtypen gehörte. Die heute beobachtbare Festlegung der meisten Fischarten auf Süß- oder Salzwasser wäre dann eine Spezialisierung der Fische, die nach der Sintflut begann.

Eine zweite Möglichkeit ist, dass nicht alle Bereiche durchmischt gewesen sein müssen. So könnte dann ein Teil der Fische in nicht durchmischten Zonen überlebt haben.

Reichte ein Paar pro Grundtyp zum Überleben der Art?

Von den meisten Grundtypen wurde nur ein Paar mitgenommen. Hier kritisiert man ein Paar würde nicht ausreichen, um das Überleben einer Art zu sichern. Doch wer das behauptet missachtet den biblischen und zeitlichen Kontext:

Zur Zeit der Sintflut war man noch viel näher am ursprünglich perfekten Zustand. Adam wurde 930 Jahre alt, Noah sogar 950 Jahre. Die Schöpfung war noch nicht so degeneriert wie Heute und dementsprechend lebten auch die Tiere noch länger. So konnte ein Paar in einem Leben mehrere Male Nachkommen zeugen, welche ebenfalls lange genug lebten, um sich mit ihren Geschwistern fortplflanzen zu können. Es funktionierte im Prinzip nicht viel anders wie bei den ersten Menschen.

Woher kam das ganze Wasser?

1. Mose 7,11 Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs, am siebzehnten Tag des zweiten Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich.

Die Bibel berichtet also von großen unterirdischen Wasservorkommen, die aufbrachen und zusammen mit dem Regen die ganze Erde überfluteten. Weiter ist zu beachten, dass die Berge vor der Sintflut noch niedriger waren:

Psalm 104, 6 Mit der Flut decktest du sie wie mit einem Kleid; die Wasser standen über den Bergen;

7 aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deiner Donnerstimme suchten sie ängstlich das Weite.

8 Die Berge stiegen empor, die Täler senkten sich zu dem Ort, den du ihnen gesetzt hast.

9 Du hast [den Wassern] eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten sollen; sie dürfen die Erde nicht wiederum bedecken.

Vor der Sintflut waren die Berge deutlich niedriger, womit auch weniger Wasser zur Bedeckung der Erde gebraucht wurde. Tatsächlich würde das heutige Wasser ausreichen, um die Erde etwa 2,7km hoch zu bedecken, wenn die Meeresbecken aufgefüllt und die Berge glättet würden.

Durch die enorme von der Sintflut freigesetzte Kraft und damit verbundener Vulkanismus und Verschiebung der Erdplatten hoben sich die Berge noch weiter hoch und es bildeten sich tiefere Täler. So floss das Wasser in die tieferen Gegenden ab und die höher gelegenen Zonen wurden trocken. Das meiste Wasser der Sintflut befindet sich heute also in den Ozeanen. Zudem wird ein Teil in die erwähnten „Quellen der großen Tiefe“ zurück geflossen sein.

Fazit:

Die biblische Fluterzählung ist in sich plausibel und somit ist die Historizität der Sintflut grundsätzlich möglich. Wie gut geologische und andere Indizien eine weltweite Flut bestätigen ist eine andere Frage, die hier aber nicht behandelt werden soll. Wer daran interesse hat, schaue sich z.B gerne diesen gut verständlichen Vortrag von Dr. Markus Blietz an.

Dieser Artikel soll nur Folgendes verdeutlichen: Die Historizität der biblischen Sintfluterzählung liegt im Rahmen des Möglichen.

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