05 April 2024 ~ 0 Comments

Die Entstehung der Vierbeiner

Der folgende Artikel gibt den im „Studium Integrale Journal“ (26. Jahrgang ┃ Heft 2; Oktober 2019) erschienenen Artikel „Entstehung der Vierbeiner – doch kein glatter Übergang“ von Dr. Reinhard Junker wieder. Zitate ohne weitere Quellenangabe stammen direkt aus dem erwähnten Originalartikel.

Bisher wurden einige Gattungen aus dem Oberdevon als evolutive Bindeglieder zwischen Fischen und Vierbeinern interpretiert, da sie sowohl fischtypische, als auch vierbeinertypische Merkmale vereinen. Neuere Befunde stellen diese Deutung jedoch in Frage und vergrößern den Abstand zwischen Fischen und Vierbeinern deutlich.

Im Jahr 2006 wurde im Oberdevon die Gattung Tiktaalik entdeckt und als Beleg eines evolutiven Überganges vom Fisch zum Vierbeiner (Tetrapoden) interpretiert.

Der Tiktaalik besitzt sowohl fischtypische, als auch tetrapodentypische Merkmale. Fischtypisch sind dabei:

  1. die großen Kiemenhöhlen,
  2. die ausgeprägten Flossenstrahlen,
  3. die Schuppenhaut,
  4. der Unterkiefer
  5. und der Gaumen.

Auf den Tetrapoden wiederum weisen:

  1. das verkürzte Schädeldach,
  2. der flache Schädel mit nach oben gerichteten Augen,
  3. die Ohrregion,
  4. die Beweglichkeit der Halsregion,
  5. das Fehlen von Kiemendeckeln,
  6. der relativ kräftige Brustkorb mit überlappenden Rippen,
  7. der flache Körperbau
  8. und der Besitz eines Handgelenks.

Der Tiktaalik wurde mit der fischartigen Gattung Panderichthys und der Gattung Elpistotege zur Gruppe der Elpistostegiden zusammengefasst, inzwischen wird sie aber verwendet, um diese drei Gattungen mit den Tetrapoden zusammenzufassen. Dementsprechend werden die Elpistostegiden des Oberdevons, die nicht zu den Tetrapoden gehören, als Vorläufergruppe jener gedeutet.

Doch wurde auch 2006 schon darauf aufmerksam gemacht, dass manche Merkmale nicht wirklich in eine Übergangsstellung passen.1 Siehe dazu auch der Studium Integrale-Artikel von 2006 Tiktaalik – ein erstklassiges Bindeglied?

Ahlberg und Clack beenden ihren Kommentar mit der Feststellung, „dass fast nichts über den Schritt zwischen Tiktaalik und den frühesten Tetrapoden bekannt sei.“ Bei diesem Übergang soll die Anatomie (alles mit bloßem Auge Sichtbare) die „drastischsten Änderungen“ (Ahlberg & Clack 2006) erfahren haben. Das bedeutet auf gutdeutsch so viel wie „wir wissen nicht wie es im Rahmen einer langsamen und kleinschrittigen Makroevolution in verhältnismäßig kurzer Zeit zu so extremen Änderungen gekommen sein kann.“

Im Jahr 2010 änderte sich das Bild von der perfekten Übergangsform dann aber. Es wurden im unteren Mitteldevon in Zachelmie/Polen eine vielzahl von Tetrapodenspuren gefunden. So wurden auch im oberen Mitteldevon auf Valentia Island in Irland Tetrapodenspuren gefunden. Folglich mussten die Tetrapoden evolutionstheoretisch schon vor ihren angenommenen Vorfahren gelebt haben.

Niedzwiedzki und Kollegen schlussfolgern daraus eine Vortäuschung der Evolution von Elpistostegiden zu Tetrapoden durch die fossile Überlieferung.2 Statt einem kurzen Übergangsstadium ist der Körperbau der Elpistostegiden nun ein stabiler und angepasster Rang. Nach Niedzwiedzki und Kollegen müssen deren Merkmale deshalb „als Anpassung an bestimmte ökologische Verhältnisse gewertet“ werden und eigenen sich nicht als Indizien auf ein evolutives Übergangsstadium.

In einer Arbeit von 2018 präsentieren Qvarnström und Kollegen eine neue Interpretation der gefundenen Spuren von Zachelmie.3 Demnach soll es sich beim Lebensraum der betreffenden Tetrapoden um eine Abfolge von kurzlebigen Seen in Küstennähe handeln. Nicht, wie vorher angenommen, um eine Küstenzone des Meeres. Das unterstützte die Deutung, dass die Verursacher der Spuren fähig waren sich auf dem Land fortzubewegen, was auch mit der Schwanzform übereinstimmte.

Diese Deutung unterstützt Ahlberg in einem Überblicksartikel von 2018.4 Für ihn ist die angestammte evolutionäre Hypothese eine „Fehlinterpretation“. Nach Ahlberg zeigen die Spuren aus dem Mitteldevon, dass Tetrapoden vor Ende des Mitteldevons zu Landgängen fähig waren. Er merkt außerdem an, dass „der Fossilbericht der frühen Tetrapoden und verwandten Formen sehr unvollständig“ ist.

Tetrapoden und Elpistostegiden sollen nun zeitgleich gelebt haben und zeitgleiche, voneinander unabhängige Radiationen (Artaufspaltung) durchlaufen haben. Ahlberg (2018, 17) fasst zusammen:

„Es ist verlockend, die Elpistostegiden einfach als einen Zwischenschritt in einer gerichteten evolutionären Entwicklung zu betrachten, aber natürlich waren sie nichts dergleichen; wie alle Organismen wurden sie adaptiv für ihre eigene Lebensweise optimiert und waren nicht „auf dem Weg“ zu irgendetwas.“

Ahlberg sieht in Tiktaalik und Elpistostege die letzten Überlebenden der Radiation der Elpistostegiden. Ihre Lebensräume sollen nach ihrem Aussterben von Tetrapoden übernommen worden sein, die mit dem Bewohnen des Uferbereiches eine heute nicht mehr anzutreffende Lebensweise hatten.

Dazu passt auch eine baraminologische Analyse (umfangreicher Merkmalsvergleich) von Garner & Asher, die eine deutliche Abgrenzbarkeit zwischen Tetrapoden des Devon und Karbon und den Elpistostegiden zum Ergebnis hatte.5 „Die abgeleiteten Merkmale des Körperbaus von Elpistostegiden und devonischen Tetrapoden stünden im Zusammenhang mit der Bewegung auf dem Untergrund, der Stützung des Gewichts und dem Sehen in der Luft, seien also Ausdruck“ von der Fähigkeit auf dem Land zu leben.

Die beibehaltenen Seitenlinienkanäle, Kiemen und Flossenstrahlen sollen währenddessen zeigen, dass sie zeitgleich „eng mit dem Wasser verbunden waren.“ Ahlberg stellt damit eine neue Hypothese vor:

Einige Gattungen aus dem Devon und eine Reihe von Tetrapoden aus dem Kambrium sollen wiederholt von wasserlebenden Formen evolviert sein und nicht, wie vorher angenommen, von landlebenden Formen. Dazu zählt er außerdem die Gattung Acanthostega, die ebenfalls oft als Bindeglied gedeutet wurde. Diese Gattung hatte an den Flossen zwar acht Finger, war aber vollständig wasserlebend.

Wenn man Ahlberg und Niedzwiedzki mit ihrer Interpretation zustimmt, geht eine ganze Reihe angeblicher Bindeglieder verloren, womit die Lücke zwischen Fischen und Landtieren noch größer wird. Er schließt evolutionstheoretisch aus der Fossilsituation, dass Elpistostegiden und landlebende Tetrapoden mindestens an der Untergrenze des Mitteldevon gelebt haben müssen, aber dort fossil kaum überliefert sind.

Damit ist ein weiterer wichtiger hypothetischer evolutionärer Übergang fossil nicht belegt. Der Fossilbefund ist in Übereinstimmung mit der biblischen Trennung zwischen Wasserlebewesen und Landtieren (1.Mose 1,20-25).

Literatur:

  1. Ahlberg PE & Clack JA (2006) A firm step from water to land. Nature 440, 747-749. ↩︎
  2. Niedzwiedzki G, Szrek P, Narkiewicz K, Narkiewicz M & Ahlberg PE (2010) Tetrapod trackways from the early Middle Devonian period of Poland. Nature 463, 43-48. ↩︎
  3. Qvarnström M, Szrek P, Ahlberg PE & Niedzwiedzki G (2018) Non-marine palaeoeninvironment associated to the earliest tetrapod tracks. Sci. Rep. 8:1074. ↩︎
  4. Ahlberg PE (2018) Early Vertebrate Evolution. Follow the footprints and mind the gaps: a new look at the origin of tetrapods. Earth Environ. Sci. Trans. R. Soc. Edinb., doi: 10.1017/S1755691018000695 ↩︎
  5. Garner PA & Asher J (2018) Baraminological analysis of Devonian an Carboniferous tetrapodomorphs. In: Whitmore JH (ed) Proc. Int. Conf. Creat., 8, 458-471. Pittsburgh, Pennsylvania: Creation Sience Fellowship, doi: 10.15385/jpicc.2018.8.1.36 ↩︎

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