17 Juli 2024 ~ 0 Comments

Atheistische Zirkelschlüsse

Gläubigen wird immer wieder vorgeworfen in ihren Argumentationen zirkulär zu sein. Erstmal unabhängig davon ob dieser Vorwurf berechtigt ist, sollen hier einige Beispiele gennannt werden, die zeigen, dass es auf naturalistischer Seite keineswegs besser aussieht:

1. Zirkelschlüsse im Bereich Teleologie:

Teleologie bezeichnet die Tatsache, dass in der Biologie für die Beschreibung von Vorgängen in der Natur und Fähigkeiten der Lebewesen regelmäßig Begriffe verwendet werden, die sonst für zielorientiertes und intelligentes Planen verwendet werden – obwohl viele Biologen ja der Ansicht sind, das Leben sei nicht intelligent geplant.

Evolutionisten versuchen sich nun natürlich dieses Problems zu entledigen, doch sind ihre Argumente z.T. zirkulär:

1.1 Zirkelschluss von Martin Neukmann:

Neukmann behauptet in seinem Buch „Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus“, dass aus einer anthropomorphen Denkweise intentionale (teleologische) Begriffe kommen, um diese dann als irreführend zu erklären, weil sie antropomorph seien. Das zu beweisende wird somit einfach vorausgesetzt. Er müsste zuvor darlegen, warum die anthromorphose Denkweise irreführend sein soll.

1.2 Zirkelschluss von Kostas Kampourakis:

Kampourakis unterscheidet zwischen menschlichen Artefakten und biologischen Strukturen. Bei ersten sei teleologische Sprache im Sinn von Design angebracht, bei letzteren sei sie zwar ebenfalls angebracht, aber das Ergebnis der natürlichen Selektion, nicht eines Designers.

Als Beispiel vergleicht er Flugzeugflügel mit Vogelflügeln. Erstere seien eindeutig auf die Funktion zu fliegen hin konstruiert worden. Bei Vögeln sei dies nicht so eindeutig, da Flügel bei einigen Vögeln nicht zum fliegen tauglich sind und andere Funktionen erfüllen. Die heutige Nutzung der Flügel zum Fliegen sei also das Ergebnis der Evolution, „weil Vögel keine Artefakte sind und ihre Flügel nicht absichtlich zum Fliegen entworfen wurden. Wie alle Organismen haben auch Vögel ihre Eigenschaften durch die Evolution erhalten und wurden nicht intelligent entworfen.“

Hier besteht der Zirkelschluss darin, dass Evolution als Erklärung bereits als Tatsache vorausgetzt wird. Er bleibt den konkreten Beleg schuldig, dass Selektion, bzw. Evolution der Ursprung von Flügeln sind. Ausführlicher mit einem weiteren Zirkelschluss und Quellenangaben wird dies in diesem Artikel behandelt.

2. Zirkelschluss bei der Entstehung amphibischer Fische:

Entgegen der ursprünglichen Erwartung müssten amphibe Fische mindestens 33 mal unabhängig entstanden sein. Aus diesem Befund schließen Ord und Cooke, dass die evolutive Entstehung der amphibischen Lebensweise doch nicht so schwer sein könne wie bisher angenommen wurde, da sie sich so oft ereignet habe. Damit setzten sie eine evolutive Entstehung einfach ohne weitere Begründung als Tatsache voraus, ohne zu prüfen, ob diese unerwartete Konvergenz nicht einer evolutiven Entstehung widersprechen könnte. – Denn das tut Konvergenz im Allgemeinen.

3. Zirkelschluss in der frühen Verschiedenartigkeit:

Darwin erwartete eine graduelle Zunahme der Verschiedenartigkeit im Laufe der Evolution. Sprich, je weiter sich Lebewesewn auseinander entwickeln, desto unterschiedlicher werden sie durch neue Merkmale. Diese Erwartung ist richtig, wenn man eine schrittweise Evolution animmt.

Doch diese Erwartung hat sich oftmals nicht bestätigt. Ein besonders bekanntes Bsp. ist die Kambrische Explusion: Im Kambrium tauchen plötzlich und ohne graduellen Übergang viele verschiedene Gruppen und Baupläne auf. Hughes und Kollegen haben das in einer umfangreichen Studie bestätigt.

Sie stellten fest, dass eine frühe große Verschiedenartigkeit das dominierende Muster vom Kambrium bis heute ist. Die Verschiedenartigkeit nimmt dann nach einem frühen Maximum mit der Zeit wieder ab. Dieser Befund ist also das genaue Gegenteil der ursprünglichen evolutionstheoretischen Erwartung.

Die Autoren bringen als Erklärung ein die frühe große Verschiedenartigkeit sei Folge der Evolution von Schlüsselneuheiten. Das ist allerding keine geeignete Erklärung, da das postulieren von Schlüsselneuheiten nicht erklärt, woher diese gekommen sind und wie sie entstanden sind. Es kann hier nur von Begleiterscheinungen die Rede sein, nicht von Ursachen. Begleiterscheinungen können aber niemals eine kausale Begründung sein.

Vielmehr wird das Ausmaß der Verschiedenartigkeit gerade an der Zahl der unterschiedlichen Baupläne gemessen, die aus evolutionärer Sicht natürlich mit dem Auftreten von Neuheiten einhergeht. Darin die Ursache der unerwartet frühen Verschiedenartigkeit zu sehen, stellt einen Zirkelschluss dar.

4. Zirkelschluss bei Körperanhängen von Dinosauriern:

Es ist üblich geworden jeden Körperbesatz von Dinosauriern als Federn oder Vorfedern zu interpretieren, auch wenn das oft nicht gerechtfertigt ist. Der Grund liegt in der These, dass Vögel von Dinosauriern abstammen würden. Einfache Körperanhänge nun wieder als (unabhängige) Belege für diese These anzuführen, ist zirkulär, da ihre Deutung als (Vor-)Federn ja bereits auf dieser These beruht.

5. Zirkelschlüsse bei Rudimenten:

Rudimente sind (angebliche) Überreste der Evolution. Sie sollen degeneriert sein und ihre Funktion entweder völlig / z.T. verloren oder gewechselt haben. Dabei werden Rudimente als eine der besten Belege für Evolution angeführt. Ein ausführlicher Artikel zu Rudimenten ist hier zu finden. Bei manchen Rudimenten handelt es sich aber um Zirkelschlüsse:

5.1 Der Wurmfortsatz des Blinddarms:

Obwohl die Funktionslosigkeit dieses „Rudiments“ längst widerlegt ist, wird er immer noch als Rest der Evolution als eines früheren größeren Teils des Blinddarms angeführt. Die Deutung als Rudiment gründet sich also nur noch einzig und allein auf der vorausgesetzten Annahme, dass es in der Evolutionsgeschichte einen größeren Blinddarm gab. Diesen nun wieder als Evolutionsbeleg anzuführen, ist ein Zirkelschluss. Der Wurmfortsatz wäre bestenfalls im Rahmen der ET interpretierbar, aber mehr auch nicht. (wäre da nicht noch sein häufiges konvergentes Auftreten)

5.2 Das Steißbein:

Das Steißbein wird als Rest eines früheren Schwanzes interpretiert. Da aber auch dieses wichtige Funktionen erfüllt, ergibt sich die Deutung als Rudiment einzig aus der vorausgesetzten Annahme unserer Abstammung von affenartigen. Wie schon beim Wurmfortsatz ist es also ein Zirkelschluss das Steißbein als Evolutionsbeleg zu sehen.

5.3 Hervorstehende Eckzähne:

Unsere Eckzähne werden als kleinere Reste früher größerer Eckzähne gedeutet. Der Grund liegt in der Beobachtung, dass heutige Affen größere Eckzähne haben und der erneut vorausgesetzten Annahme, wir würden von affenartigen abstammen. Diese dann als Evolutionsbeleg anzuführen ist wieder offensichtlich ein Zirkelschluss.

6. Zirkelschluss im Ähnlichkeitsbeweis:

Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Arten werden oft als Beleg einer gemeinsamen Abstammung verwendet. Nun ist aber auch auf naturalistischer Seite hinlänglich bekannt, dass Ähnlichkeit nicht immer auf gemeinsame Abstammung zurückgeführt werden kann. Aufgrund morphologischer Merkmale kommt man oft zu widersprüchlichen Stammbaumrekonstruktionen. Ein Teil der Ähnlichkeiten muss also konvergent (unabhängig) entstanden sein, wenn die Widersprüche gelöst werden sollen.

Wie erkennt man nun ob ein Merkmal homolog (abstammungsbedingt) oder konvergent ist? Hierzu gibt es keine objektiven Kriterien. Man muss zuerst einen hypothetischen Stammbaum rekonstruieren, um dann nach dem Sparsamkeitsprinzip (möglichst wenige Konvergenzen) festzustellen was homolog und was konvergent ist. Dabei kann sich die Klassifikation eines Merkmals als homolog oder konvergent mit neuen Erkenntnissen auch ändern.

Um abstammungsbedingte Ähnlichkeiten zu erkennen, muss also zuvor ein Evolutionsverlauf vorausgesetzt werden. Diese dann wieder als unabhängigen Beleg für diesen Evolutionsverlauf anzuführen ist ein lupenreiner Zirkelschluss.

Ähnlichkeiten sind bestenfalls im Rahmen der ET interpretierbar, aber kein unabhängiger Evolutionsbeleg.

7. Zirkelschluss in der Entstehung neuer micro-RNA-Gene:

Der Mensch hat 94 micro-RNA-Gene, die nur bei ihm vorkommen. Evolutionstheoretisch müssten sie beim Menschen also neu entstanden sein. Da für eine langsame Entstehung von 94 neuen Genen aber die Zeit fehlt, stellen sie ein evolutionstheoretisches Problem dar. Evolutionsbiologen meinen neue micro-RNA-Gene könnten in kurzer Zeit durch einen Prozess namens „Template Switching“ (TS) entstehen, was jedoch jenseits jeder Wahrscheinlichkeit ist.

Nun schließen Evolutionsbiologen aus der Tatsache, dass wir viele humanspezifische micro-RNA-Gene haben, dass die Entstehung dieser einfach sein müsse. Demzufolge wären neue Gene durch TS also auch keine Schwierigkeit. Doch das ist offensichtlich ein Zirkelschluss. Es wird ohne Beleg vorausgesetzt, dass die Entstehung neuer micro-RNA-Gene einfach ist und dann gefolgert, dass die Entstehung neuer Gene durch TS einfach ist. Wie einfach ein Vorgang ist, wird daran gemessen, wie er funktioniert, nicht wie häufig er vorkommt.

Damit ziehen Evolutionsbiologen hier einen lupenreinen Zirkelschluss. Ein ausführlicher Artikel dazu hier.

Fazit:

Gläubigen Zirkelschlüsse als für solche typische Argumentationsweise vorzuwerfen ist falsch, denn auf atheistischer Seite kommt dies nicht weniger vor. Der Mensch ist fehlbar und jeder kann mal zirkulär argumentieren, – Atheisten genauso wie Gläubige. Das bekannte Beispiel „Die Bibel ist Gottes Wort, weil die Bibel es sagt“ verfehlt das Thema.

Kein Christ, der sich mit der Glaubwürdigkeit der Bibel befasst argumentiert Nicht-Christen gegenüber auf diese Weise. Die göttliche Inspiration der Bibel mit dem bekannten Vers „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ zu begründen, ist nur bei Glaubensinternen Themen angebracht. Nur wenn beide Diskussionspartner die Wahrheit der Bibel als gemeinsame Grundlage teilen, funktioniert diese Argumentationsweise. Bibelkritikern gegenüber muss natürlich anders argumentiert werden.

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