Spielerische Komplexität
Spielerische Komplexität bezeichnet unnötig komplexe Strukturen. Laut Evolutionstheorie werden Strukturen und Organe durch vorteilhafte Mutationen und Selektionsvorteile komplexer. Eine neue Änderung oder Erweiterung soll in der Popupaltion fixiert (alle schlechter angepassten Individuen sterben aus) werden, wenn sie gegenüber den anderen Varianten einen Vorteil bietet. Trifft dies nicht zu, wird die Änderung wieder ausselektiert. (sie stirbt mit der Zeit aus)
Nun gibt es aber in der Natur Konstruktionen, die gemäß ET eigentlich ausselektiert worden sein müssten, da sie gegenüber einfacheren Konstruktionen keinen Vorteil bieten:
- Die Frauenschuhblüte
- Die Blüte des Wiesensalbei
- Die Blüte des Aronstab
- Die Blüte des Lerchensporn
- Die Blüte des Veilchen
1. Die Frauenschuhblüte:
Die Frauenschuhblüte wurde bereits im Artikel „Nicht-reduzierbare Komplexität“ vorgestellt. Durch eine Kesselfalle und das Vorgeben eines engen Ausganges gibt diese Blüte ihren Pollen ab. Angesichts der Tatsache, dass viele einfacherer gebaute Blüten ihren Pollen ebenso erfolgreich abgeben, ist diese Konstruktion spielerisch komplex und evolutionär gesehen unnütig.
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2. Die Blüte des Wiesensalbei:
Auch die Blüte dieser Pflanze wurde bereits im oben verlinkten Artikel vorgestellt. Sie gibt ihren Pollen mithilfe eines Schlagbaum-Mechanismus ab, was angesichts einfacherer gebauten Salbeiarten wie etwa dem Gartensalbei ebenfalls unnötig erscheint.
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3. Die Blüte des Aronstab:
Der Aronstab besitzt ebenfalls eine ausgefallene Konstruktion zur Abgabe und Aufnahme des Pollens. Sein in ein Hochblatt eingehüllter Blütenstand stellt regelrecht ein Insektengasthaus dar.
Der obere Teil des Hochblattes ist zur Hälfte geöffnet, wo das Ende einer Keule zu sehen ist. Der untere Teil ist geschlossen. Zwischen Keule und Blatt gibt es nun eine enge Öffnung, die durch nach unten gerichtete Reusenhaare nochmal verengt ist. Die Insekten kommen zwar durch die Öffnung nach unten, doch beim Versuch auf dem selben Weg wieder rauszukommen, versperren die Reusenhaare den Weg. – Nach dem gleichen Prinzip werden Fischfallen für Überlebenssituationen gebaut.
Das obere Ende der Keule verströmt gegen Abend einen Duft, der nachaktive Insekten anlockt. Auch das bei Dämmerung auffällige helle Hochblatt trägt zur Anlockung bei. In der Keule wird Stärke verbrannt, was zu einer beträchtlichen Erwärmung führt. Zum einen wird der Duft dadurch effektiver abgegeben und zum anderen wird die Wärme nach unten geleitet und erwärmt den geschlossenen Teil des Hochblattes.
Auf der Innenseite des Hochblattes werden Öltröpfchen abgesondert, wodurch die Oberfläche glitschig ist. Insekten die hier landen, fallen unweigerlich durch die enge Öffnung in das Innere des Blattes. Dort unten ist eine Dreiteilung anzutreffen: Ganz unten sind eine Reihe von weiblichen Stempelblüten anzutreffen, die von einer Zone aus Staubblattblüten abgelöst werden. Anschließend kommen die bereits erwähnten Reusenhaare.
Die durch die Wärme aktiv gewordenen Insekten streifen den mitgebrachten Pollen an den Narben der Stempelblüten ab und erhalten im Gegenzug Nektar, den die Narben absondern. Nach einigen Stunden öffnen sich die Pollenfächer und geben den Pollen an die Insekten ab, den sie dann zum nächsten Aronstab bringen.
Durch das Aufplatzen der Pollenfächer beginnen die Reusenhaare zu welken und der Weg nach drausen wird wieder frei.
Wir haben es hier zweifelsohne mit einer kreativen Konstruktion zu tun, die angesichts zahlreicher Blumen ohne Insektenfalle völlig unnötig erscheint.
4. Die Blüte des Lerchensporn:
Auch die Blüte des Lerchensporn ist ausgefallen konstruiert. Zwei Kronblätter sind zu einem Schiffchen verwachsen. Dort befindet sich der Griffel, der im Bereich der Narbe scheibenförmig verbreitert ist. Diese Scheibe besitzt Fransen an ihrem Rand. Der Griffel ist um die Staubblattröhre geschmiegt.
Die Staubfächer entlassen den klebrigen Pollen an die Fransen. Dort wird er von Insekten aufgenommen, wenn sie sich in die Blüte zwängen, um an den Nektar zu gelangen, der im Blütensporn zu finden ist. Das funktioniert auf folgende Weise:
Das Insekt drückt durch sein Gewicht das Schiffchen nach unten. Dadurch tritt die Narbenscheide heraus, die dann das Insekt berührt. Auch hier haben wir es mit einem eigentlich unnötigen Mechanismus zu tun.
5. Die Blüte des Veilchen:
Die Bestäubung der Veilchenblüte ist trickreich gestaltet:
Am hinteren Ende des unteren Kronblattes befindet sich ein Sporn, während die beiden oberen Kronblätter eine Fahne bilden. Oberhalb des Blüteneingangs befinden sich fünf Staubbeutel, in der Mitte ist der Griffel mit seiner Narbe an der Spitze positioniert.
In dem sich daraus ergebenen Hohlraum befindet sich der Pollen. Die Blütenunterlippe dient als Landeplatz für Insekten. Deren Rüssel wird durch Haare an beiden Seiten zur Narbe gelenkt und bestäubt sie ggf. Durch die Bewegungen des Insekts werden die Staubfäden auseinandergespreizt, wodurch etwas vom Pollen auf das Insekt fällt. – Auf dem feuchten Rüssel haftet er bestens. Die Details sind noch komplizierter, doch schon jetzt merkt man, dass die Pollenübertragung viel komplizierter ist, als bei anderen Blumen.
Fazit:
Überflüssige Komplexität ist evolutionstheoretisch nicht zu erwarten. Gemäß ET sollen sich vorteilhafte Mutationen durch Selektionsvorteile und Selektionsdrücke in der Population fixieren. Was das Überleben und / oder die Fortpflanzung verbessert setzt sich durch, während schlechter angepasste Varianten mit der Zeit aussterben.
Für spielerisch komplexe Merkmale sind nun aber keine Selektionsdrücke vorhanden. Evolutionstheoretisch hätten sie sich nicht gegenüber weniger komplexen, ebenso gut angepassten Varianten durchsetzten dürfen. Von blinden Zufallsprozessen ist spielerische Komplexität nicht zu erwarten, sie kann aber als Ausdruck der Kreativität eines Schöpfers verstanden werden. Personen können der Optik und Kreativität wegen etwas aufwendiger gestalten, als es sein müsste, Naturprozesse hingegen haben dafür kein Empfinden.