Ehebruch, Mord – und doch Vergebung
Johannes 8, 1-11
Jesus aber ging an den Ölberg. Und früh am Morgen kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie. Da brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ergriffen worden war, stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Im Gesetz aber hat uns Mose geboten, dass solche gesteinigt werden sollen. Was sagst nun du? Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
(Jer 17,13: „JHWH, Herr, du Hoffnung Israels! Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden! Ja, die, welche von mir weichen, werden auf die Erde geschrieben werden; denn sie haben den HERRN verlassen, die Quelle lebendigen Wassers!“)
Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie! Und er bückte sich wiederum nieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie – von ihrem Gewissen überführt – einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Ältesten bis zu den Geringsten; und Jesus wurde allein gelassen samt der Frau, die in der Mitte stand. Da richtete sich Jesus auf, und als er niemanden sah als die Frau, sprach er zu ihr: Frau, wo sind sie, deine Ankläger? Hat dich niemand verurteilt? Sie sprach: Niemand, Herr! Jesus sprach zu ihr: So verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr!
Gott ist derselbe – im Altertum, in der Zeitenwende und heute. Dem Propheten Hesekiel sagt Gott in Kap. 33,11: „So wahr ich lebe, spricht JHWH, der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, dass der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben …?
Ganz anders als in den Geschichtsbüchern der Völker wird in der Bibel nichts beschönigt:
So erfahren wir dort eine Begebenheit über König David, die im Verborgenen geschah, ein doppeltes Verbrechen – und wie Gott und wie der König David darauf reagierten:
2.Samuel 12, 5-11: „Da entbrannte der Zorn Davids sehr gegen den Mann, und er sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt; der Mann, der dies getan hat, ist ein Kind des Todes! Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, indem du tatest, was vor seinen Augen böse ist? Urija, den Hetiter, hast du mit dem Schwert erschlagen, und seine Frau hast du dir zur Frau genommen; ihn aber hast du durch das Schwert der Ammoniter umgebracht! … Nun soll auch von deinem Haus das Schwert nicht weichen ewiglich, weil du mich verachtet und die Frau Urijas, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei! …
Da sprach David zu Nathan: Ich habe gegen den HERRN gesündigt!
Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde hinweggenommen; du sollst nicht sterben!“
Psalm 32,5 (Von David)
„Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich sprach: »Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen!« Da vergabst du mir meine Sündenschuld.“
Wunderbar, wie Jesus klarstellt, dass niemand mit Steinen werfen sollte, der selbst im Glashaus sitzt. Allerdings ist unsere Mordlust oft stärker als unser Gewissen und unsere Bereitschaft zur Selbsterkenntnis.
Auch geschah die Todesstrafe für schwere Verfehlungen nicht aus Rachedurst. Sie traf den, der sich selbst rechtfertigte und seine Sünde verbergen wollte. Weil Gott jedoch kein Gefallen am Tod hat, sondern daran, dass der Sünder umkehrt vom verkehrten Weg und lebt, deswegen gibt es auch dann Begnadigung, wenn einer todeswürdige Taten auf dem Gewissen hat und sie bekennt und lässt. Zwar muss der Täter für die Folgen seiner Tat aufkommen, doch seine Vergebung erhält er als Geschenk.