Gefährdetes Israel
Ein Gespräch mit Luftwaffengereral a.D. Relik Schafir
Relik Schafir, Mathematiker und General a.D. spricht über die strategische Bedrohung Israels durch seine Nachbarn, über seinen Einsatz zur Bombardierung des Irakischen Atomreaktors in Osirak 1981 und über die Werte in der Israelischen Luftwaffe.
Israel hat die ältesten Piloten der Welt, erklärt er. Aus einer Gruppe von 300 Kadetten schaffen es nur 45, die sich unter schwierigsten Bedingungen bewähren müssen.
Nach strapaziöser Auswahl und Ausbildung bleiben die Piloten 30 Jahre lang bei der Luftwaffe. Reservepiloten, die nach ihrem aktiven Dienst andere Berufe ausüben, unternehmen unabhängig von ihrem Rang weiterhin einmal wöchentlich Trainingsflüge. Somit steht dem Land dauerhaft eine kleine Zahl hoch qualifizierter Piloten zur Verfügung. Mit dieser Strategie können wir den drei Hauptproblemen Israels am besten begegnen, so Schafir. Zum einen hat Israel keine natürlichen Grenzen zu seinen potentiellen Feinden. Gleichzeitig haben wir nur eine Bevölkerung von sieben Millionen Menschen. Daher macht es Sinn, eine kleine Gruppe auszuwählen und diese einsatzbereit zu halten. Schließlich verfügt Israel über keinerlei strategische Tiefe. Die Entfernungen sind sehr gering. Der Luftwaffe ist es möglich, innerhalb von 15 Minuten jeden Ort im Land zu erreichen. Daher lohnt es sich, in die Luftwaffe zu investieren.
Die Hisbollah-Terrormiliz im Libanon verfügt über 20.000 Raketen, Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen. Sie können Tel Aviv erreichen. Das ist zwar keine strategische Bedrohung, kann aber das Leben im Land zum Stillstand bringen. Es ist zur Zeit noch unmöglich, diesen kleinen Raketen etwas entgegen zu setzen.
Ähnliche Probleme gibt es mit der Hamas im Gazastreifen. Es handelt sich um einen asymmetrischen Krieg, der sehr zermürbend ist, insbesondere wenn man die eigene Kultur und das eigene Gewissen sauber halten will.
Die größte nationale Bedrohung sieht Schafir in religiösen Gruppen, die nach islamischer Vorherrschaft streben. Grundlage ist die muslimische Einstellung, dass Juden (und andere Nicht-Muslime) entweder zum Islam bekehrt werden müssen oder als Bürger zweiter Klasse zu behandeln sind, wie es seit Bestehen des Islam im Orient praktiziert wurde.
Die Iraner z.B. können einen von Juden geführten Staat einfach nicht dulden, weil dies dem Verständnis ihrer Religion mit ihrem Anspruch der Alleinherrschaft widerspricht.
Zu einem möglichen israelischen Präventivschlag auf die iranischen Atomanlagen, meinte Schafir, wir haben keine Bomben, die unterirdische Bunker zerstören können.
Nur die Luftwaffe der USA wäre dazu in der Lage.
Als Schafir 1981, gemeinsam mit Ilan Ramon, den Reaktor in Osirak bombardierte, rechnete er nicht damit, die Militäroperation zu überleben. Einige unserer Kameraden waren Söhne von HolocaustÜberlebenden. Wir waren überzeugt, durch unseren Einsatz einen zweiten Holocaust zu verhindern. „Als Ilan und ich wieder sicher in Israel gelandet waren, bekamen wir kein Wort heraus. Wir haben uns einfach nur fest umarmt.“
Angesichts der Opfer von Menschenleben ist es schmerzhaft, die Freiheit unseres Landes zu bewahren. Doch die Sache ist es wert. Unsere Kultur, unser Glaube, unsere Bibel sind es wert, dass wir für sie leben, kämpfen und wenn es notwendig ist, für sie zu sterben. Am wichtigsten aber ist es, für sie zu leben.
Redaktionell bearbeiteter Artikel von Lisa Rüdiger
aus 4/2009 „Wort aus Jerusalem“ von www.icej.org / www.icej.de